Kafka – Die ARD-Serie zum 100. Todestag
In sechs Episoden wird Kafkas Leben aus unterschiedlichen Perspektiven in innovativer Bildsprache vielschichtig und ergreifend erzählt.
Wer war Kafka? Ein herausragender Schriftsteller, Wegbereiter der literarischen Moderne, das sagt der Kanon. Wie aber steht es um den Menschen Franz Kafka? Wie hat der Schöpfer einiger der ikonischsten Texte des 20. Jahrhunderts gesprochen, gefühlt, geliebt? So vielschichtig und für verschiedenste Interpretation offen wie sein Werk, war auch seine Persönlichkeit. Eine erratische Persönlichkeit, die auch zu Kafkas 100. Todestag noch Rätsel aufgibt. Oder anders gesagt: die auffordert zur kreativen Deutung und zu einer Antwort auf die Frage, wer Kafka heute ist.
Bestsellerautor Daniel Kehlmann und Regisseur David Schalko
Unterstützt von Fachberater Reiner Stach hat Bestsellerautor Daniel Kehlmann gemeinsam mit seinem Freund und Regisseur David Schalko eine ambitioniert erzählte sechsteilige Serie entworfen, die von den drei großen Lieben Kafkas und dem schwierigen Verhältnis zu seinem tyrannischen Vater handelt – und von seiner engen Freundschaft zu Max Brod, der seinen letzten Willen verriet und ihm so den Weltruhm sicherte.
Sechsteilige Serie
Episode 1: Max
Die erste Episode handelt von Kafkas Freund Max Brod. Er ist ein anerkannter Schriftsteller, voller Energie und Ideen, aber sein größtes Projekt ist es, Ruhm für seinen Freund Franz zu erlangen. Dies ist eine Art umgekehrte Amadeus- Konstellation: Mit aller Macht versucht Brod, seinem schwierigen Freund zu helfen, der seinem treuesten Förderer nie künstlerische Anerkennung oder Unterstützung zurückgibt. Brod ist ein manischer Womanizer, immer in mehrere Affären verwickelt. Er ist eine warmherzige Person und das Energie- und Kraftzentrum der Geschichte. Leider ist er kein guter Schriftsteller – eine Tatsache, die Kafka durchaus bewusst ist.
Episode 2: Felice
Im Mittelpunkt der zweiten Episode steht Kafkas langjährige Verlobte Felice Bauer. Sie ist Max Brods Cousine, die Kafka nur oberflächlich kennenlernt, aber dann wochen-, monate- und jahrelang mit Briefen überhäuft. Ohne sich wirklich zu kennen, verloben sie sich. Die Beziehung ist lang, kompliziert und quälend; die Verlobung wird abgebrochen, erneuert, nur um wieder beendet zu werden.
Episode 3: Familie
Die dritte Episode konzentriert sich auf Kafkas despotischen und herrschsüchtigen Vater Hermann, an den sein Sohn einen gnadenlosen Anklagebrief von mehr als 100 Seiten schreibt, den er letztendlich nie abschickt. Nach und nach verschiebt sich der Fokus auf Kafkas Beziehung zum Zionismus und seine Freundschaft mit Yitzhak Löwy, einem Schauspieler einer traditionellen jiddischen Theatertruppe. Die Konfrontation zwischen seinem Vater und seinem Freund Löwy veranlasst Kafka, "Die Verwandlung" zu schreiben, die Geschichte eines Mannes, der sich in ein Insekt verwandelt, wohl das einflussreichste literarische Werk des zwanzigsten Jahrhunderts.
Episode 4: Das Büro
Die vierte Episode zeigt Kafka in seiner Berufswelt als Versicherungsanwalt. Er ist ein namhafter Experte auf diesem Gebiet, gewinnt fast jeden Gerichtsfall im Namen der Versicherung und wird von seinen Vorgesetzten hoch geschätzt – eine Ehre, die er nicht erwidert. Für ihn ist der eher komfortable Arbeitsplatz eine lebende Hölle, aus der er nur entkommen möchte. Auf dem Höhepunkt des Ersten Weltkriegs gehen seine Vorgesetzten so weit, Kafkas Leben zu retten, indem sie ihn offiziell als unverzichtbar erklären und ihn so vor einer Einberufung bewahren. Diese Episode unterstreicht die Umkehrung von Kafkas albtraumhafter Angst vor einer übermächtigen bürokratischen Kraft, die er in seinen Werken so gut hervorhebt, denn Kafkas Vorgesetzte sind keineswegs unerreichbar: Sie sind freundlich und hilfsbereit – eine Tatsache, die Kafka niemals anerkennt oder zugibt.
Episode 5: Milena
Die fünfte Episode handelt von Kafkas kurzer, aber intensiver Beziehung zu der Schriftstellerin Milena Jesenská, die sein Genie auf eine Weise erkennt wie bisher nur Max Brod. Während eines langen Nachmittags in den Wiener Wäldern durchleben sie alle Phasen einer leidenschaftlichen Liebesaffäre – bis sie sich schließlich trennen.
Episode 6: Dora
Die erste Hälfte der letzten Episode fokussiert sich auf den Urlaub des bereits schwer an Tuberkulose erkrankten Kafka im Kurort Spindlermühle im Riesengebirge, der in seiner Vorstellung in das dunkle und mythische Dorf seines letzten und berühmtesten Romans "Das Schloss" verwandelt wird. Doch er trifft auch seine letzte große Liebe, Dora Diamant. Nachdem er schließlich dem verhassten Büro entkommen ist, leben die beiden einige Monate in Berlin und verbringen seine letzten Tage gemeinsam in einem Sanatorium außerhalb Wiens.
Sendetermine im Ersten
Episoden 1 bis 3: Dienstag, 26. März 2024, 20:15 Uhr
Episoden 4 bis 6: Mittwoch, 27. März 2024, 20:15 Uhr
Kafka und ich (Dokumentation): Sonntag, 24. März 2024, 00:05 Uhr