"Mit Abstand der aufwendigste Tatort, den ich bislang drehen durfte"
Sie haben am Drehbuch mitgeschrieben und Regie geführt. Wie viel Sebastian Ko steckt im "Tatort: Donuts"?
Als 18-Jähriger habe ich als Aushilfe im Hafen gearbeitet. "Schichten gekloppt", wie das damals hieß – eine recht handfeste Erfahrung: Bananenkisten schleppen und so weiter. Und es gab Schichten als Fahrer auf dem Autoterminal. Die waren heiß begehrt: Tolle Autos in diese riesigen Car Carrier hineinfahren, die ans andere Ende der Welt verschifft werden. Der Hafen war für mich ein Sehnsuchtsort, ich hatte Fernweh und gleichzeitig wusste ich zu dem Zeitpunkt noch überhaupt nicht, wo es hin geht mit mir. Die Welt war weit und offen, die erste große Liebe drohte in die Brüche zu gehen und ich war jederzeit bereit Dummheiten anzustellen, vor denen mich meine 10 Jahre ältere Halbschwester manchmal bewahren musste. All das floss in die Hauptfiguren dieses Films ein.
Der "Tatort. Donuts" ist temporeich mit vielen Autostunts – ist das eine besondere Herausforderung bei der Umsetzung?
Absolut. Der "Tatort: Donuts" war mit Abstand der aufwendigste "Tatort", den ich bislang drehen durfte. Allein das Spielfahrzeug, der gestohlene Wagen, der ja fast wie eine dritte Figur mitspielt, musste doppelt organisiert werden: Einmal für die Spielszenen und dann für die Stunts, eigens präpariert mit Differenzial und hydraulischer Bremse. Aber auch die Verfolgungsszenen waren spannend, denn der Film nimmt ja, wie das Spielfahrzeug, immer mehr Fahrt auf. Ich schätze, wir haben gut ein Drittel mehr Schnitte als ein durchschnittlicher Tatort.
Sie haben in der Kindheit und Jugend in Bremerhaven gelebt – wie war die Rückkehr als Regisseur?
Für mich ist mit dem Dreh in meiner Heimatstadt ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen. Quasi der erste Bremerhavener "Tatort". Das ist schon großartig. Meine Mutter und meine Schwester leben hier und unsere Drehorte sind für mich mit viel persönlicher Historie aufgeladen. In dem Hotel, in dem Liv wohnt, habe ich als Knirps meine ersten Filme gesehen, die hatten dort früher ein Heimkino. Dann natürlich der Hafen, in dem ich gearbeitet habe und das Columbus Center. Dazu kommt, dass Bremerhaven ein sehr filmischer Ort ist: Die Skyline vom Wasser aus gesehen lässt einen an eine Metropole denken, genauso der gigantische Hafen. Auf der anderen Seite ist Bremerhaven eine kleine Stadt mit großen sozialen Verwerfungen, die sich dann auch im Stadtbild widerspiegeln. Aber gerade auch Industriebrachen haben ihren eigenen filmischen Charme, wie man in "Tatort: Donuts" sehen kann.