Interview
Jasna Fritzi Bauer
Jasna Fritzi Bauer über den Tatort und ihr Verhältnis zu Weihnachten, obwohl sie kein Weihnachtsfan ist.
Worum geht es in dem neuen "Tatort: Stille Nacht"?
Die beiden Kommissarinnen werden zu einem Mordschauplatz gerufen. Die ganze Familie hatte sich zum Weihnachtenfeiern versammelt und jetzt liegt der Vater, ein Kapitän, tot im Keller. Liv Moormann und Linda Selb sind sich zuerst nicht sicher, ob er sich vielleicht selbst erschossen hat. Schnell wird klar, dass alle verdächtig sind. Das ist der Ausgangspunkt des Films. Weihnachten inklusive Familiendrama – eigentlich wie bei allen Familien, nur das bei den meisten hoffentlich keiner erschossen wird (lacht).
Deine Rolle Liv Moormann ist nicht gerade ein Weihnachtsfan.
Nein. Durch die familiären Umstände, in denen Liv groß geworden ist, ist sie kein Weihnachtsmensch. Früher ist sie noch hin und wieder zu Weihnachten zu ihrer Mutter und ihrer Schwester gefahren, aber jetzt auch schon längere Zeit nicht mehr. Sie ist eher für sich an Weihnachten oder arbeitet eben. Liv Moormann und Linda Selb sind ja beide durch und durch Arbeitstiere, daher arbeiten sie auch an Weihnachten. Sie sind die einzigen, die Dienst haben, und werden dann zu dem Mordfall gerufen.
Hast Du das Gefühl, dass sie am Ende des Films ihren Weihnachtshass oder ihre Abneigung gegenüber Weihnachten abgelegt hat?
Ein klares Nein.
Wie ist es denn bei dir? Magst du Weihnachten?
Ich sag, wie es ist: Ich bin eher kein Riesenfan. Ich muss oft an Weihnachten arbeiten und finde das nicht so schlimm. Ich freue mich, meine Familie zu sehen. Aber da ich aus einer großen Patchworkfamilie komme, ist Weihnachten bei uns immer in Stress ausgeartet. Dazu muss man auch sagen, dass ich die ersten Lebensjahre Weihnachten nie in Deutschland verbracht habe, sondern in Südamerika. Ich war es gar nicht gewöhnt, im Schnee unter einem Tannenbaum zu sitzen, sondern in der Sonne unter einer Palme, unter der dann die Geschenke lagen. Da feiern wir anders Weihnachten. Dort wird etwa erst am 25. Dezember gefeiert. Dann haben wir uns in der sehr großen Familie getroffen und es ist mehr ein Grillfest und nicht so ein besinnliches deutsches Weihnachtsfest. Ich finde Weihnachten schön, die Stimmung ist schön, aber oft wird sich halt gestritten. Ich glaube, ich habe noch kein einziges Weihnachten erlebt, wo sich nicht irgendeine der Familien, bei denen ich gefeiert habe, gestritten hat. Ich finde, Weihnachten gibt es immer ein hohes Streitpotenzial.
Du hast Weihnachten schon in sehr unterschiedlicher Umgebung verbracht. Gibt es denn trotzdem eine spezielle Tradition?
Wenn wir in Chile gefeiert haben, war es immer ein Riesen-Tohuwabohu. Jeder Familienzweig dieser Familie hatte im Garten einen eigenen Kreis. Damit man nicht tausend Geschenke besorgen musste, hatte jeder eine Person zugeteilt bekommen, die beschenkt wurde. Dann haben wir ein oder zwei Schafe gegrillt, sind in den Pool gesprungen und haben spanische Weihnachtslieder gesungen. Mein Opa hält immer eine Rede, weil er der älteste ist. Es wird immer an die Urgroßeltern erinnert, alle fangen an zu weinen. Es ist sehr, sehr emotional und katholisch dort.
Jetzt, in meiner kleinen Familie, sind wir alle immer viel unterwegs. Trotzdem haben wir uns vorgenommen, so jedes zweite Jahr den Weihnachtsbaum aufzustellen und mit unserer Tochter zu schmücken, auch wenn wir dann nicht zu Hause sind. Das ist eine schöne gemeinsame Beschäftigung. Wir gehen zusammen in ein Kaufhaus in die Weihnachtsabteilung und da darf sie sich dann eine Kugel aussuchen. Das finde ich ganz schön, aber ich brauche jetzt nicht das große Weihnachtsfest und Geschenke brauche ich auch nicht.
Gibt es etwas, was Dir an Weihnachten besonders wichtig ist, das auf gar keinen Fall fehlen darf? Etwas zu Essen?
Nee, bei uns gab es immer Gegrilltes, Lasagne oder Spaghetti. Und jetzt in den anderen Familien, in denen ich mitfeiere, gibt es halt Raclette oder Kartoffelsalat und Würstchen. Und bei unseren Channuka-Feiern gibt es eher israelisches Essen. Bei uns mischt sich alles und das macht es ja auch wieder besonders.
Anderes Thema: Hast Du einen Lieblingsweihnachtsfilm? Oder magst Du Weihnachtsfilme gar nicht?
Nee, ich finde, der Weihnachtsfilm schlechthin ist – was natürlich alle hin und wieder gucken – "Love actually" – super Weihnachtsfilm. Ich mag romantische Komödien, zum Beispiel "Notting Hill" und solche Sachen. Das finde ich immer cool, die an Weihnachten zu gucken. Und vielleicht ein Disney-Film, auch immer gut zu Weihnachten. So was mag ich, die alten Klassiker eben.
Gibt es einen Weihnachtsfilm oder -Story, in der Du gerne mal mitspielen würdest?
Was hat Luise da gesagt? Dann sage ich das auch. Nein, ich hab's: "Kevin allein in New York" als Kevin. Da ist Kevin in diesem Riesenspielzeugladen alleine – das ist geil – und in einem Hotel. Oder als einer von den dummen Gangstern, aber lieber Kevin.
Das Interview führte Emilia Knebel.