1972: Musikladen löst den Beat-Club ab
Am 13. Dezember 1972 strahlt Radio Bremen die erste Folge der neuen Musiksendung "Musikladen" im Deutschen Fernsehen aus. Im Vergleich zum Beat-Club bietet der Musikladen eine größere Vielfalt an Musik, bunt gemischt aus jedem Genre etwas, ein Musikladen eben.
Moderiert wird der Musikladen von Uschi Nerke, die schon mit dem Beat-Club berühmt geworden war, und Manfred Sexauer. Während Nerke den Musikladen 1978 verlässt, präsentiert Sexauer die Sendung bis zu ihrem Ende. Zunächst alleine, danach mit Co-Moderatorinnen oder Co-Moderatoren. In jeder meist 45 Minuten langen Sendung gibt es Live-Auftritte von bekannten Stars wie Abba, Dolly Parton, Rod Stewart, Stevie Wonder, David Bowie, John Denver und Bonie M. Andere Künstler, beispielsweise aus der noch alternativen Musikszene, werden erst durch den Musikladen bekannt, beispielweise The Police, Blondie oder Bonny Tyler.
Pop-Papst Michael Leckebusch
Regisseur und Redakteur der Sendung ist Michael Leckebusch, einige nennen ihn auch den "Pop-Papst des Deutschen Fernsehens". Er sagt selbst über sich: "Ich habe in der Tat einen Hit-Riecher". Mit 13 Millionen Zuschauer*innen ist der Musikladen für die Schallplatten-Industrie die wichtigste TV-Sendung im Deutschen Fernsehen. In der Regel wird jeweils ein Song gespielt. Größtenteils live, manche Künstler-Specials sind auch vorproduziert.
Musikladen bei Fans und Musikern beliebt
In das Studio 3, das berühmte Fernsehstudio von Radio Bremen im Stadtteil Osterholz, passen knapp 300 Zuschauer*innen, bei Live-Sendungen geht aber schon mal das Doppelte. Der Musikladen genießt Kultstatus, Fans müssen gut zwei Jahren warten, um die Sendung live im Studio miterleben zu können. Die Sendung ist aber auch bei den Interpreten und Bands sehr beliebt, weil sie ihnen eine Möglichkeit bietet, ihre neuen musikalischen Botschaften zu verkünden.
Musikvideos mit revolutionären Bild-Effekten
So ist der Musikladen die erste Musiksendung im Deutschen Fernseher, die Motörhead auftreten lässt, sie gilt als extreme Metal-Band. Ab der 53. Sendung werden auch Musikvideos gezeigt, die außergewöhnlich sind. Die Videoeffekte entstehen durch die neuartige Blue-Screen-Technik und durch visuelle Rückkoppelungen durch eine Kamera vor einem Monitor, die das eigene Bild aufnimmt. Diese Effekte und die Bild-in-Bild Überblendungen sind für das deutsche Fernsehen revolutionär.
Auch Humor wird zeitweise Teil der Sendung. Die Gruppe Insterburg & Co mit Karl Dall, blödelt mehr oder weniger anspruchsvoll, und auch Cartoons mit teilweise politischem Hintergrund sind manchmal Teil der Sendung. Der Musikladen setzt auch auf die Beteiligung von Zuschauern. Sie können anrufen und für einen Titel abstimmen, der vor dem letzten Auftritt gezeigt wird. Die bekanntesten Elemente der Sendung aber sind das Musikladen-Logo sowie die Musikladen-Go-Go-Girls, die die Musiker bei Ihren Auftritten mit Tanz unterstützen und einen hohen Wiedererkennungswert haben.
Die 90ste und letzte Folge wird am 29. November 1984 gesendet. Außerdem gab es 59 zusätzliche Folgen "Musikladen extra" zwischen 1974 und 1979.