1979: Dokumentationsreihe "Unter deutschen Dächern"
Mit "Unter deutschen Dächern" bringt Radio Bremen am 11. November 1979 eine Reihe von Dokumentationen ins Fernsehprogramm. Sie greifen Stoffe und Themen auf, die das gesellschaftliche, kulturelle und politische Alltagsleben der Deutschen abbilden. Thema der ersten Sendung ist der Frankfurter Hauptbahnhof.
"Dem Beispielhaften vertrauen und Hintergründe erhellen", so beschreibt Elmar Hügler, bis 1998 Leiter der Abteilung "Kultur und Gesellschaft" bei Radio Bremen die Philosophie der Reihe, die er erfunden hatte. Mit ihr wird in den 30 Jahren eine filmische Chronik entstehen, die gesellschaftliche Entwicklungen, Probleme und Verhältnisse in der deutschen Republik reflektiert und exemplarisch an einem Ort erzählt: vom Hofbräuhaus bis zur SPD-Baracke, von der Deutschen Bank bis zur Lufthansa, von der Zugspitze bis zum Szene-Viertel Prenzlauer Berg, von der Playboy-Redaktion bis zur Kammerphilharmonie in Bremen, vom Krematorium bis zur Meyer-Werft.
Mit subjektivem Blick
Mit eher subjektivem und persönlichem Blick als analytisch und kühl werden auch politisch brisante und sozialkritische Themen aufgegriffen, kann eine scheinbar dröge Institution auf interessante Weise dargestellt werden. Ob eine Aromastoff-Fabrik, die Deutsche Börse, die Verkehrssünder-Behörde, ein Amtsgericht, eine Tierklinik oder ein Krematorium. Doch es müssen nicht nur die "Dächer" von Institutionen sein. Strukturwandel und historische Brüche wurden auch am Beispiel von Stadtteilen über die Bewohner erzählt.
Charakteristisch ist auch der besondere Blickwinkel von Kamera, Schnitt und Musikeinsatz. Bilder, die einem Vertrautes aus einer neuen Perspektive zeigen, Bilder zum Staunen. Die Nähe, die durch den Betrachtungswinkel in Bild und Situationen entsteht, wird oft durch eine humorvoll distanzierte Texthaltung gebrochen.
Vorerst letzte Folge "Prenzlauer Berg"
Lange Zeit produziert Radio Bremen 6 bis 8 Dokumentation pro Jahr für das Erste. Der Prenzlauer Berg ist 2009 Thema der letzten Folge "Unter Deutschen Dächern", denn neben den beiden Reihen "Die Story im Ersten" und "Geschichte im Ersten" ist kein weiterer Reihentitel mehr gewünscht. Damit konnte "Unter deutschen Dächern" im Ersten nicht mehr fortgesetzt werden.
Von 2014 bis 2018 wird die Traditionsmarke "Unter deutschen Dächern" als crossmediales Programm neu aufgestellt und durch Grafikelemente und teilweise clipartige Schnitttechnik optisch verjüngt. Drei Staffeln mit je vier halbstündigen regionalen Reportagen werden im Dritten NDR/Radio Bremen-Fernsehen ausgestrahlt.
Die Orte dieser "norddeutschen Dächer" sind zum Beispiel ein Hochzeitshaus auf dem Lande mit 10.000 Brautkleidern, die gemeinnützige Bremer "Tiertafel", der Umzug ins Altersheim oder eine Transgender-Beratungsstelle.