2016: Die erste Webreportage vom Y-Kollektiv
Jeden Donnerstag eine neue Folge – das verspricht das junge Reportage-Netzwerk "Y-Kollektiv", das vieles anders machen will. Die Reporter*innen wollen journalistische Filme machen für Menschen, die gar kein Fernsehen mehr schauen.
Und so gibt es die Reportagen und Dokumentationen der Gruppe rund um die sendefähig GmbH und Radio Bremen auch nur im Internet, denn im Bremer Stadtteil Neustadt wird ausschließlich für das Netz produziert. Auf YouTube und bei funk, dem jungen Content-Netzwerk von ARD und ZDF hat das Y-Kollektiv nach gut vier Jahren eine Gefolgschaft von rund 690.000 Abonnements zusammen und kommt so gut an, dass seit dem 30. April 2018 tatsächlich auch das Fernsehpublikum mit dem Stil des "Y-Kollektivs" konfrontiert wird. Unter dem Namen "Rabiat!" erscheinen im Ersten fortan zusätzliche Reportagen der Jungjournalisten und Jungjournalistinnen.
Gegründet haben das Y-Kollektiv Fernsehreporter Dennis Leiffels und Filmemacher Christian Tipke. Leiffels war vorher langjähriger Reporter bei Radio Bremen. Beide sind Geschäftsführer der Produktionsfirma Sendefähig – Tipke wird dafür sogar mit dem Gründerpreis ausgezeichnet.
Subjektive, menschliche Geschichten über die großen Themen der Zeit
Das Konzept ist einfach: In den Reportagen zeigen die Reporter*innen die Welt, wie sie sie erleben. Es sind subjektive, menschliche Geschichten über die großen Themen der Zeit. Im Die Filmemacher*innen zeigen Haltung und sind mehr Teilnehmer als Beobachter, berichten emotional und persönlich.
Die meisten Filme die das Y-Kollektiv in produziert, sind in der Regel nur 15 Minuten lang, manchmal auch 30 und knacken nicht selten die Millionenmarke an Klicks, eine hohe Zahl in der Welt der Internet-Währungen. Das erfolgreichste Video wurde 3,3 Millionen Mal angeklickt. Das Thema? Reporter Dennis Leiffels begibt sich mitten in die Neonazi-Szene und besucht ein Rechtsrock-Festival mit rund 700 Besuchern in Sachsen.
Lob und Auszeichnungen
2017 gewinnt das "Y-Kollektiv" den Webvideopreis, 2018 folgt die Nominierung für den Grimme-Online-Award. Aber auch einzelne Reportagen werden ausgezeichnet, darunter zum Beispiel der Beitrag "Frauen im Abseits – Sexismus im Fußball", für den Reporterin Gülseren Ölcüm den ersten Platz des Juliane-Bartel-Medienpreises gewinnt. Der Preis zeichnet Beiträge aus, die auf ernste oder unterhaltsame Weise die Gleichstellung von Frauen und Männern thematisieren und dabei Missstände sichtbar machen. Weitere Auszeichnungen folgen für die Gruppe von Jungjournalisten 2018 für "Bitcoins", eine Dokumentation über die Blase der gleichnamigen Kryptowährung und 2019 für die Filme "Obdachlos in Deutschland – Leben auf der Straße", "Der Rap-Hack: Kauf dich in die Charts! Wie Klickzahlen manipuliert werden" und "Lieber HIV als Kondom?", ein Beitrag darüber, warum HIV und AIDS noch immer eine Herausforderung sind.
Nicht selten reisen die Reporter und Reporterinnen für ihre Recherchen weit ins Ausland, zum Beispiel nach Botswana, Syrien, Griechenland, nach Lateinamerika, in den Irak oder nach Hongkong. Nicht selten gehen sie dabei auch Risiken für sich selbst ein, immer auf der Suche nach Antworten auf ihre ungeschönten Fragen, Tabubrüche und Triggerwarnungen inklusive.