2000: Überleben sichern – auf die Zukunft vorbereiten
Nach der existenzbedrohenden Entscheidung der Ministerpräsidenten im November 1999, den sogenannten Verteilerschlüssel innerhalb des ARD-Finanzausgleichs neu zu regeln, beginnt Radio Bremen mit umfangreichen Sparmaßnahmen.
Dabei gilt der Grundsatz, so viel Geld wie irgend möglich in das Programm zu stecken und nur viel wie nötig für den "Rest". Innerhalb der bestehenden Strukturen würden die nötigen massiven Einsparungen nur zu Arbeitsunfähigkeit führen – sie würden außerdem nicht ausreichen. Ohne Veränderungen könnte Radio Bremen im Jahr 2005 gerade noch die Gehälter und Ausfallentschädigungen für eigentlich anstehende Honorare zahlen, aber kein Programm mehr produzieren. Durch Einstellungsstopp und Vorruhestandsregelungen reduziert Radio Bremen seine Belegschaft von fast 700 Festangestellten im Jahr 1999 auf 400 im Jahr 2006. Mit dem Ziel, Arbeitskapazitäten besser auszunutzen und externe Aufträge zu ermöglichen, gliedert Radio Bremen Betriebsteile, insbesondere die Produktion und Technik, aus. Auch an der Spitze baut Radio Bremen um: Das bisher fünfköpfige Direktorium wird auf ein dreiköpfiges reduziert.
Veränderungen im Programm
Im Fernsehen beschränkt sich Radio Bremen auf die wichtigsten Formate, zum Beispiel buten un binnen, 3nach9 und den Sportblitz, mit denen der Sender seinen gesetzlichen Auftrag als öffentlich-rechtliche Anstalt zur regionalen Grundversorgung erfüllt.
Im Hörfunk verschmelzen die beiden bisherigen Programme "Hansawelle" und "Radio Bremen Melodie" zu "Bremen Eins". An die Stelle von "Radio Bremen 2" tritt das "Nordwestradio", das unter der Verantwortung von Radio Bremen, aber in enger Kooperation und mit finanzieller Beteiligung der größeren Rundfunkanstalt NDR veranstaltet wird. Auf der freigewordenen Frequenz von "Radio Bremen Melodie" wird "Funkhaus Europa" ausgestrahlt. Radio Bremen liefert dem vom WDR verantwortete Programm mehrstündige Sendungen zu, außerdem die stündlichen Nachrichten.
Umfangreicher Prozess des Um- und Neudenkens
In vielen Bereichen ist die Rundfunk- und Fernsehtechnik inzwischen veraltet und viele Ersatzteile nicht mehr am Markt verfügbar. Eigentlich müssten neue Geräte beschafft werden, aber das Geld dafür ist nicht (mehr) vorhanden. Auch das ist ein Grund dafür, warum Radio Bremen nichts anderes übrig bleibt, als ganz neu zu denken. Die Notlage wird als Chance begriffen und man beginnt zu überlegen, wie ein moderner und zukunftsfähiger Sender gestaltet werden könnte, wenn er ohne Rücksicht auf Bestehendes neu errichtet werden würde. Ein wichtiger Teil dieses Plans ist, die bisher getrennten Bereiche Fernsehen, Radio und Online zusammen zu legen.
Strukturhilfe der ARD ermöglicht neues Funkhaus
Relativ schnell wird klar: Nur ein Befreiungsschlag, ein neues, kleineres aber funktionsgerechtes Haus mit moderner Technik kann helfen. Im Jahr 2002 beschließt das Direktorium, die Standorte von Hörfunk und Fernsehen an einem gemeinsamen Standort zusammenzulegen. Es gibt mehrere Optionen, nach einigem Hin und Her steht fest – der künftige Standort von Radio Bremen wird in der Bremer Innenstadt sein – im Stephani-Viertel. Der Bremer Senat möchte dort in enger Zusammenarbeit mit Radio Bremen ein Medienzentrum errichten.
Der Neubau ist finanziell allerdings nur möglich durch den Verkauf der Altimmobilien und einer Strukturhilfe der ARD. Fast drei Jahre nach der die Existenz bedrohenden Verfügung der Politik, den Finanzausgleich der ARD neu zu verteilen, beschließen die Intendant*innen der ARD 2002, den Saarländischen Rundfunk und Radio Bremen zu unterstützen. Radio Bremen bekommt so eine Strukturhilfe in Höhe von 64,4 Millionen Euro.
Im Juli 2004 beginnen die Abrissarbeiten für die vorhandenen Gebäude im Stephani-Viertel, im September ist Spatenstich für den Neubau. Zum Grundsteinlegung am 13. Juni 2005 kommen die Intendant*innen der ARD nach Bremen, knapp ein Jahr später wird das Richtfest gefeiert. Von August bis Dezember 2007 ziehen die verschiedenen Redaktionen und Bereiche ein in den Neubau. Jetzt sind nicht nur die Programmbereiche Hörfunk, Fernsehen und Online an einem Standort zusammengeführt, sie benutzen auch eine redaktionelle Plattform, das trimediale Redaktionssystem. Das ist der Startschuss für eine enge crossmediale Zusammenarbeit.