Maßregelvollzug Berlin
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- Veröffentlicht am: 8. November 2024
- Verfügbar bis: 8. November 2026 Informationen zur Verweildauer
Der Maßregelvollzug ist ein Ort für psychisch kranke und suchtkranke Täter – Menschen, die schwerste Straftaten begangen haben. Ein Ort, der für die meisten unzugänglich ist. Unserem Reporter Norbert Siegmund ist es gelungen, dort zu drehen.
Im Maßregelvollzug leben die Inhaftierten in Berlin unter menschenunwürdigen Verhältnissen: zu wenige Therapeuten, unregelmäßige Reinigungen, überbelegte Zimmer. Norbert Siegmund zeigt die dramatisch schlechten Verhältnisse hinter den Mauern für die Inhaftierten und für die Vollzugsbediensteten. Mit Szenen, die unter die Haut gehen. Die Berichterstattung führt dazu, dass die Gesundheitssenatorin sich zu einem Vor-Ort-Termin genötigt sieht, sich selbst ein Bild macht und sichtlich bewegt ist. Sie verspricht Besserung. Doch knapp ein Jahr später scheint all das nichts genutzt zu haben: Die Abendschau berichtet exklusiv darüber, dass der Leiter des Maßregelvollzugs zurücktritt. Er gibt auf, da er die Sicherheit vor Ort und damit auch in der Stadt nicht mehr gewährleisten will. Denn immer häufiger müssen psychisch kranke Täter auf freien Fuß gesetzt werden, weil die Haftbedingungen unzumutbar und die Kapazitäten zu klein sind.
Autor: Norbert Siegmund
Sender/Sendung: RBB, rbb24 Abendschau
Erstsendung: 05.07.2023
Laudatio von Birgitta Weber
Ranzig, überbelegt, menschenunwürdig – es ist ein schockierendes Stück Deutschland, das uns Norbert Siegmund in der Abendschau vom rbb zeigt. Maßregelvollzug in Berlin – doch nichts hat Maß und nichts scheint geregelt bei den psychisch kranken Straftätern. Zehn Männer, eine Toilette, die Gesundheitssenatorin wendet sich erschrocken ab. Durch hartnäckige Recherchen ist es dem Autor gelungen, einen Blick hinter Mauern zu werfen, Mitarbeiter zum Reden zu bringen. Beklemmend und durch die distanzierte und nüchterne Erzählweise sehr eindrücklich. Nach einem Jahr tritt der Anstaltsleiter aus Protest zurück. Das Interview mit ihm setzt den Schlusspunkt auf eine starke investigative Recherche. Chapeau!!