Bremer Fernsehpreis 2019
Die Gewinner und Gewinnerinnen des Bremer Fernsehpreises 2019
Welche Einreichungen haben die Jury überzeugt? Acht Produktionen haben die begehrten Auszeichnungen des Regionalwettbewerbs der ARD erhalten. Hier finden Sie alle Gewinner des Bremer Fernsehpreises 2019.
Kategorie "Der einzelne Beitrag vom Tag für den Tag"
Auszeichnung für: Wintermenschen
Christof Gerlitz, Landesschau Baden-Württemberg, SWR Stuttgart
So lautet die Begründung der Jury: Man kann sich das gut vorstellen: Der Auftrag der Redaktion lautet: "Fahr mal raus und dreh den Winter." Eine Standardaufgabe – genau das macht es so schwer. Doch Christof Gerlitz gelingt ein Kunststück. Er beamt uns in die Landschaft, plötzlich spüren wir den Wind, die Kälte, das "Eisbrizzeln", wir fühlen die Ewigkeit und atmen die Schönheit der Natur. Hier stimmt alles: Kamera, Text, Musik und es gibt ganz viele Pausen. Und wenn am Ende der Wind pfeift, sitzen wir fröstelnd im Sessel. Was für ein Wetterstück!
Kategorie "Die beste Sendung"
Auszeichnung für: Abendschau vom 13. Oktober 2018
Gabriele von Moltke, Jörg Pfisterer, Eva-Maria Lemke (RBB Berlin)
So lautet die Begründung der Jury: Vielleicht ist diese Ausgabe der RBB-Abendschau ein Blick in die Zukunft! Statt Dutzende Nachrichten aneinander zu reihen, die der Zuschauer rasch wieder vergisst, wird ein aktueller Inhalt vertieft. "Wie steht es um den Zusammenhalt in unserer Stadt?", fragen die Redakteure. Und sie schildern die Menschen und ihre Meinungen so wie sie sind. Auch die schwer erträglichen. "So was darf man heute nicht mehr laut sagen", meinen viele Deutsche. Dass das nicht stimmt, beweist der RBB.
Kategorie "Die beste Moderatorin – Der beste Moderator"
Auszeichnung für: Felix Krömer, buten un binnen, Radio Bremen
So lautet die Begründung der Jury: Felix Krömer ist einfach eine coole Socke. Da spricht nicht der kontrollierte Moderator zu uns, sondern ein Mann aus der Region, der ungespreizt erzählt, was Sache ist. Und der Mensch Krömer interviewt den Menschen Carsten Meyer-Heder, nicht nur den CDU-Politiker: "Sind Sie sauer auf die FDP?" Und doch wahrt Krömer Abstand, fragt hartnäckig nach. Als Anwalt des Zuschauers mit Fragen, die sein Publikum auch hat.
Kategorie "Die beste Recherche"
Verliehen wurden zwei gleichberechtigte Preise:
Auszeichnung für: Fake-Job-Angebote
Judith Brosel, Jürgen Rose und Nick Schader (SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR Stuttgart)
So lautet die Begründung der Jury: Am Anfang steht ein Verdacht. Wird die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit von Datenhändlern missbraucht? Das zu belegen, ist anspruchsvoll. Und für eine Nachrichtenredaktion kaum zu stemmen. Doch der Autor Jürgen Rose gibt nicht auf, holt sich Unterstützung bei der Rechercheunit. Zu dritt werden Bewerberprofile gefaked, es wird schließlich sogar eine Scheinfirma gegründet. Der Aufwand lohnt sich. Die Enthüllungen von SWR Aktuell Baden-Württemberg machen bundesweit Schlagzeilen, die Bundesagentur sperrt elf Unternehmen, löscht 120.000 Stellenangebote, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Eine starke Recherche von Judith Brosel, Jürgen Rose und Nick Schader mit großer Wirkung.
Auszeichnung für: Hygienemängel und Mobbing bei McDonald's?
Andreas Neumann, Jochen Grabler (Radio Bremen)
So lautet die Begründung der Jury: Nach drei Minuten ist uns schlecht und wir denken: Schlimmer kann’s nicht mehr kommen. Aber es wird alles noch viel schlimmer. Wir hören von Niedriglöhnen, Beleidigungen und mangelnder Hygiene. Die Recherche von Radio Bremen rund um die McDonald's-Filialen im Sendegebiet hat eine Botschaft: Verkeimte Burger von geknechteten Mitarbeitern serviert – die schmecken nicht. Exzellente Recherche, packend erzählt.
Kategorie "Die gelungenste Zuschauerbeteiligung"
Auszeichnung für: #lichtbeidernacht
Olaf Biernat und Jennifer Kerkhoff, Lokalzeit Ruhr (WDR, Essen)
So lautet die Begründung der Jury: Die letzte Zeche im Ruhrgebiet schließt. Das riecht nach tränenreichem Abschied und Zukunftsangst. Doch die Lokalzeit Ruhr des WDR zeigt die Menschen im Revier so, wie sie sind und immer waren: traditionsbewusst, solidarisch, anpackend. Mit der Idee einer Zuschauerin, sich mit Fensterbildern von einer Ära zu verabschieden, erklärt der WDR: Als Regionalprogramm sind wir mit #lichtbeidernacht an eurer Seite!
Kategorie "Worauf wir besonders stolz sind"
Auszeichnung für: 5 Dinge, die Sie tun können, wenn Sie tot sind
Madelaine Meier, Lokalzeit aus Bonn, WDR
So lautet die Begründung der Jury: 5 Dinge, die Sie tun können, wenn sie tot sind – auf so eine Idee muss man erst mal kommen. Und dann geht’s los: Party planen, einen ausgeben, die Aussicht genießen. So überraschend die Überschriften, so überraschend die Filme. Starke Protagonisten, pfiffige Bildideen, ein dezenter Musikeinsatz. Doch all das wäre nichts ohne Madelaine Meier. Sie interviewt die Protagonisten so empathisch, unverstellt und offen, dass selbst scheinbar intime Fragen nicht peinlich werden. Ob Stiftungsgründer oder Friedhofsgärtnerin, Madelaine Meier fragt stets auf Augenhöhe. So umweht das oft tabuisierte Thema Tod einen Hauch von Heiterkeit.
Sonderpreis
Auszeichnung für: Weltfrauentag, buten un binnen, Radio Bremen
Maike Evers-Schmidt, Jan Meier-Wendte (Radio Bremen)
So lautet die Begründung der Jury: Am schönsten ist es, in die Gesichter der Passanten zu schauen, wenn sich die Autoren Maike Evers-Schmidt und Jan Meier-Wendte vor ihnen präsentieren. Da erklärt eben mal ein Mann seiner Kollegin, wo‘s lang geht. Na, und? Und der Mann vor dem Fernseher fragt sich: Bin ich wirklich so? Dieses Schauspiel von Radio Bremen zum Weltfrauentag trifft den Nagel auf den Kopf: Gender-Kaudawelsch täuscht über die wahren Probleme zwischen Mann und Frau hinweg.