Märchenreise: Rumpelstilzchen
Ein Film von Isabel Hahn
Es ist eines der gruseligsten Märchen der Brüder Grimm: Rumpelstilzchen. Dieses unheimliche Wesen lebt versteckt im Wald, will ein Kind rauben und kann aus Stroh Gold zaubern. Welcher Funken Wahrheit steckt in dieser Geschichte? Moderatorin Clarissa Corrêa da Silva macht sich auf Märchenreise durch Deutschland und findet heraus, ob Gold wirklich der kostbarste Schatz der Menschen ist, wie man im Wald leben kann und ob man aus Stroh tatsächlich Gold machen kann.
Im rheinland-pfälzischen Freilichtmuseum in Bad Sobernheim sucht Clarissa die erste Spur zu Rumpelstilzchen: In einer historischen Hunsrücker Küche weiht Annette Mogendorf sie in die Kunst des Spinnens mit einem alten Spinnrad ein. Das ist schwerer als gedacht! Clarissa muss Durchhaltevermögen und Fingerspitzengefühl beweisen, um aus der Fuchsschafswolle, dem sogenannten Goldenen Vlies, ein brauchbares Garn zu spinnen. Eine Arbeit, die sich lohnt: Schafswolle ist auch heute noch ein wahres Wundermaterial für Kleidung. Sie kühlt und wärmt gleichzeitig, ist atmungsaktiv, langlebig und nachhaltig.
Aber kann aus Stroh Gold werden? Für Clarissa geht es weiter zur Strohernte. Auf einem Acker lernt sie, wie man Getreide mit einer Sense erntet und dann mit einem Dreschflegel bearbeitet, um die Körner herauszubekommen. Die übriggebliebenen, getrockneten Halme sind das Stroh. Museumsmitarbeiter Horst Günther zeigt Clarissa, dass Stroh alles andere als ein Abfallprodukt ist. Wer hätte gedacht, dass Stroh für Menschen früher "Gold wert" war – und auch heute immer noch ist?
Die Strohspur führt Clarissa weiter in den Schwarzwald. Hier hat das Stroh im 19. und 20. Jahrhundert den Bewohnerinnen und Bewohnern von Schonach das Überleben gesichert. In der ehemaligen Strohhutfabrik trifft Clarissa drei Schwestern, die besondere Gegenstände aus Stroh herstellen können: Hüte, Taschen, Schuhe und sogar Armbänder. Clarissa erfährt, dass in Schonach jedes Kind weiß, wie das geht. Ob Rumpelstilzchen ein Stroharmband als Gegenleistung für seine Dienste am Spinnrad akzeptiert hätte?
Was ist das Geheimnis hinter dem funkelnden Edelmetall, das wir Menschen Gold nennen? Um das herauszufinden, geht es für Clarissa tief unter die Erde. Im Eisenberg bei Korbach in Hessen lagert Deutschlands größter Goldschatz. Clarissa kann kaum glauben, dass hier noch zwei Tonnen Gold vergraben sein sollen. Zusammen mit der Bergwerksführerin Andrea Häbe-Hagenmüller sucht sie die 1,2 km lange Goldader und erfährt, unter welchen harten Bedingungen die Bergwerksleute im Mittelalter schuften mussten. Clarissa folgt der Goldspur und landet im nahegelegenen Fluss Eder. Dort trifft sie den Geologen Veit Hoffmann, der sie in die Techniken des Goldwaschens einweist und erklären kann, warum Gold Menschen so viel bedeutet.
Für das letzte Märchengeheimnis zieht Clarissa für einen Tag in den Wald. In einem Wildnis- und Survival-Camp in der Lausitz in Brandenburg lernt Clarissa, wie Menschen im Wald leben können, ganz ohne Supermarkt. Wie hat sich Rumpelstilzchen im Wald gefühlt, so komplett allein? Clarissa wird klar, warum Rumpelstilzchen gar kein Interesse an materiellen Schätzen wie Gold hat.
Eine Bremedia Produktion im Auftrag der ARD unter Federführung von Radio Bremen (Redaktion Michaela Herold) und dem WDR (Redaktion Manuela Kalupke) 2023.
Fotos können unter ARD Foto abgerufen werden.