"Mord oder Watt? Ebbe im Herzen"
Oliver Mommsen
Oliver Mommsen spielt den Schauspieler und TV-Kommissar Tim Seebach. Im Interview spricht er darüber, wieviel seine Rolle mit ihm selbst zu tun hat.
Sie spielen in "Mord oder Watt? Ebbe im Herzen" den Schauspieler und TV-Kommissar Tim Seebach – wie beschreiben Sie den Charakter? Wie viel von Ihnen spiegelt sich in der Rolle?
Wenn Kumpels mich fragen, was ich als Nächstes mache, sage ich mit einem riesen Grinsen im Gesicht: "Ich spiele gerade mich selber: einen erfolgreichen Fernsehkommissar, der langsam in die Jahre kommt und damit seine Probleme hat." Es ist eine Riesenfreude zu zeigen, was einen Schauspieler so umtreibt. Welche Ängste er hat, welche Macken, welche Selbstüberschätzung, welche Zaubertricks. Tim ist auf jeden Fall von allem ein bisschen mehr als ich und damit meine ich nicht nur seine gelbe Bomberjacke und seine Hawaiihemden. Tim ist großes Kino. Ich bin privat eher tendenziell als Pausenclown unterwegs.
Ich spiele gerade mich selber: einen erfolgreichen Fernsehkommissar, der langsam in die Jahre kommt und damit seine Probleme hat.
Oliver Mommsen
Ist "Mord oder Watt? Ebbe im Herzen" ein Krimi, ein Liebesfilm oder eine Komödie?
Es ist ein bisschen von allem. Vor allem aber lebt die Geschichte für mich durch die Figuren. Es gibt so viele faszinierende und herzergreifende Charaktere, denen Tim während seinen Ermittlungen begegnet. Ich bin echt stolz auf unsere kleine schräge Westerfleeth-Welt. Ich würde mal sagen, der Krimi ist absolut Nebensache. Die Menschen und ihre Gefühle und ihre schönen Eigenarten habe ich ins Herz geschlossen. Und ich freue mich jetzt schon, sie beim nächsten Film alle wieder zu treffen. Die Leseprobe war auf jeden Fall schon Mal wie ein kleines Familientreffen.
Ist es Ihnen auch schon einmal passiert, dass Sie so in Ihrer Rolle waren, dass Sie im realen Leben reagiert haben, wie es ihre jeweilige Figur getan hätte, Sie als Person aber definitiv eher nicht?
Ich habe mich kurz vor den Dreharbeiten zu einem neuen "Tatort", muss der dritte oder vierte Film gewesen sein, tatsächlich dabei erwischt, wie ich im Auto an der Ampel observieren gespielt habe. Hab mich aber so schnell selbst geschämt, dass das nicht noch mal vorgekommen ist. Im Kopf erlaube ich mir alles Mögliche, aber die Show beginnt erst, wenn entweder geprobt wird oder es heißt: "Ton, Kamera, und bitte..."
Eine weitere Hauptdarstellerin des Films ist die Landschaft, in der Sie gedreht haben. Wie waren die Dreharbeiten? Gibt es eine Anekdote aus der Drehzeit?
Ich hab' schon viel im Norden gedreht, aber ich war noch nie richtig im Watt. Und jetzt bin ich Watt-süchtig. Meine Füße können es kaum erwarten, stundenlang durch die Matsche zu laufen. Ist bisschen so, als würde man als Kind in einer Pfütze spielen und keiner schreit. "Komm da sofort raus."
Bremerhaven kannte ich schon von einigen Drehtagen beim "Tatort". Cuxhaven kannte ich eigentlich auch. Wir waren auf Theatertournee, aber nur eine Nacht da. Irgendwann während der Dreharbeiten fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Und ich dachte: Das kenne ich doch. Anekdoten in dem Sinne habe ich keine, aber einen Rat an Fahrradfahrer in Cuxhaven beziehungsweise am, auf und hinterm Deich: Bloß keine Fehler machen. Die rüstigen Touristen verzeihen nix.
Was bevorzugen Sie? Den Norden mit Küsten und Meer oder eher den Süden und die Berge? Und warum?
Ich habe es schon mal der Presse erzählt, aber der Norden hat mich voll erwischt. Wir drehen die "Schule am Meer" in Flensburg und Umgebung. Ich spiele mir am St. Pauli Theater und am Winterhuder Fährhaus in Hamburg mit großer Freude 'den Arsch wund'. Und jetzt sind wir zum zweiten Mal in Bremerhaven und Cuxhaven. Der Süden ist toll, aber den kenne ich eigentlich ganz gut. Der Norden macht mich gerade glücklich.
Der Süden ist toll, aber den kenne ich eigentlich ganz gut. Der Norden macht mich gerade glücklich.
Oliver Mommsen