Y-Kollektiv-Reportage zu Polytoxikomanie

Kokain, Crystal oder Speed zum Aufputschen – Cannabis, Benzodiazepine oder Heroin zum Runterkommen. Drogenkonsum beschränkt sich für viele nicht nur auf eine einzelne Droge. Doch was passiert, wenn Konsumentinnen und Konsumenten gleichzeitig von mehreren Drogen abhängig werden? In der neuen Reportage des Y-Kollektiv geht Reporterin Anne Thiele dieser Frage auf den Grund und beschäftigt sich mit Polytoxikomanie – der Abhängigkeit von mehreren Substanzen gleichzeitig. Der Film ist auf YouTube und funk.net zu sehen.

Zwei Tage verbringt Y-Kollektiv-Reporterin Anne Thiele in einer Suchtklinik in Thüringen. Im „Haus 23“, der Entgiftungsstation, sind über 90 Prozent aller Patientinnen und Patienten polytox. Dort lernt sie Jarod, Sebastian und Marina kennen. Alle drei nehmen seit Jahren verschiedene Drogen gleichzeitig und wollen endlich davon loskommen. Jarod (20 Jahre) konsumiert seit sieben Jahren, erzählt, dass im letzten Jahr fünf seiner Freunde an einer Drogen-Überdosis gestorben sind. Sie alle haben zuhause konsumiert und wurden von ihren Eltern gefunden. Marina (Anfang 30) erzählt, sie habe vor der Therapie alle zwei Stunden GHB, umgangssprachlich Liquid Ecstasy genannt, sowie weitere Drogen zwischendurch zu sich genommen. Gemerkt hat es niemand, ihren Konsum konnte sie allen verheimlichen. Marina ist nicht ihr richtiger Name – sie möchte nicht erkannt werden, zu groß ist die Scham über ihre Sucht. Für Sebastian (40 Jahre) ist es der 17. Entzug. Seit 25 Jahren nimmt er Drogen, hat lange Heroin gespritzt und verschiedene Tabletten genommen. Für seine Freundin will er den Weg aus der Sucht schaffen.

Y-Kollektiv-Reporterin Anne Thiele gelingt ein sensibler und intimer Einblick. Sie fragt: Wie kommt es, dass Menschen in die Sucht abrutschen? Und wie gelingt der Ausstieg? Neben Jarod, Marina und Sebastian kommt auch Dr. Katharina Schoett im Film zu Wort. Die Psychiaterin und Chefärztin am Ökumenischen Hainich Klinikum und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin benennt die fachliche Komplexität des Entzuges: „Jede Droge, die konsumiert wird, hat andere Entzugssymptome, die können manchmal sogar gegenläufig sein und dann ist es eine große Herausforderung das Setting und Medikamente so zu finden, dass alle Entzüge gleichermaßen bedacht sind und wir nicht den Patienten von einer Substanz gut entziehen, aber bei der anderen Substanz erst recht gesundheitliche Probleme bereiten.“ Die Reportage zeigt die unterschiedlichen Facetten von Polytoxikomanie und die Herausforderungen im Umgang damit.

Y-Kollektiv
Das „Y-Kollektiv“ steht für junge, hochwertige und haltungsstarke Videoreportagen. Die Gruppe junger Journalistinnen und Journalisten hat über eine Million Abonnenten bei YouTube mit durchschnittlich mehr als fünf Millionen Abrufen pro Monat und über 270 Millionen Aufrufen insgesamt. Parallel wird auf YouTube, Instagram, Facebook und Twitter diskutiert. Im Ersten ist das Format mit dem TV-Ableger „Rabiat by Y-Kollektiv“ zu sehen. Seit November 2020 gibt es außerdem „Y-Kollektiv – Der Podcast“ in der ARD-Audiothek.

„Y-Kollektiv“ wird von Sendefähig GmbH im Auftrag von Radio Bremen für funk produziert.